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Wo Kinder mitreden dürfen, wächst Demokratie

Nachricht 24. Oktober 2025

Bericht vom Kompetenztag des Ev.-luth. KiTa-Verbandes Bremervörde-Zeven in Oese

Oese – Mehr als 100 pädagogische Fachkräfte aus den neun Kitas des Kita-Verbandes Bremervörde-Zeven kamen am 9. Oktober in der Freizeit- und Begegnungsstätte Oese zusammen, um sich einen Tag lang intensiv mit dem Thema „Demokratie in der Kita“ zu beschäftigen. Schon beim Ankommen war die Atmosphäre lebhaft – und es wurde den Tag über gelacht, diskutiert und nachgedacht. Unter dem Motto der gleichnamigen landeskirchlichen Kampagne „Vielfalt leben, Hoffnung geben“ wurde deutlich: Demokratie ist nichts Abstraktes, sondern gelebter Alltag – auch schon mit den Jüngsten. Für das leibliche Wohl sorgte wie immer das Team der FuB Oese mit großartiger Bewirtung, was zusätzlich zu einer offenen und 

Demokratie braucht Haltung

Den Auftakt machte Maria Sinnemann, Referentin für Demokratiebildung und -förderung der Landeskirche Hannovers. Ihr Impulsvortrag „Demokratisch handeln – nur am Wahltag?“ spannte den Bogen von Grundgesetz und Menschenrechten bis hin zu Emotionen und Verantwortung im Alltag. Sinnemann machte deutlich: Demokratie ist weit mehr als ein politisches System – sie ist eine Lebensform, die von gegenseitiger Achtung, Respekt und Mitgefühl lebt. Bedroht wird sie überall dort, wo Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Hautfarbe oder Lebensweise abgewertet werden. Solche Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, so Sinnemann, gefährden nicht nur das gesellschaftliche Miteinander, sondern auch die Würde jedes Einzelnen.
Gerade für Christinnen und Christen sei das ein Auftrag: „Weil wir an einen Gott glauben, der jeden Menschen liebt, haben wir allen Grund, uns für Würde, Toleranz und Nächstenliebe einzusetzen.“ Demokratie und Glaube gehören für sie zusammen – beide brauchen Menschen, die Haltung zeigen, Grenzen benennen und in schwierigen Zeiten mutig widersprechen.

Mut zu kleinen Schritten

Im zweiten Impulsvortrag führte Katrin Goletz, Fachberaterin und Supervisorin in Ausbildung, praxisnah in das Thema „Demokratiebildung in der Kita“ ein. Sie erinnerte daran, dass Demokratie nicht erst in der Schule, sondern schon in der KiTa beginnt – dort, wo Kinder erfahren, dass ihre Meinung zählt. „Demokratie braucht ein Ich, ein Du – und vor allem ein Wir“, betonte Goletz. Kinder lernen Demokratie nicht durch Appelle, sondern durch Beteiligung: indem sie mitentscheiden dürfen, Verantwortung übernehmen und erleben, dass ihre Stimme etwas bewirkt. Anhand vieler Beispiele zeigte sie, wie Partizipation im Alltag aussehen kann – vom Morgenkreis über Projektplanung bis zu Kinderkonferenzen. Wichtig sei dabei eine gemeinsame Haltung im Team: Kindern etwas zutrauen, Macht teilen, klare Grenzen benennen und Fehlerfreundlichkeit leben. Demokratiebildung heiße auch, den Mut zu haben, kleine Schritte zu gehen – denn „kleine Schritte sind auch Schritte“.

Workshops mit Praxisbezug

Am Nachmittag vertieften die Teilnehmer die Themen in verschiedenen Workshops. Während Katrin Goletz mit ihrem Workshop „Beschwerden von Kindern von 3–6 Jahren im Kindergarten“ zeigte, wie Kinderrechte praktisch umgesetzt werden können, beschäftigte sich Maria Sinnemann mit „Argumentationsstrategien gegen Stammtischparolen“ – also damit, wie pädagogische Fachkräfte menschenfeindlichen oder populistischen Aussagen im Alltag wirksam begegnen können. Weitere Workshops beleuchteten Themen wie „Demokratie in der Krippe gestalten“ (Markus Schnuck) oder den Umgang mit antidemokratischen Positionen im Kita-Kontext (Sebastian Ramnitz). 

Demokratie beginnt mit Zuhören

Am Ende des Tages stand die Erkenntnis: Demokratie ist kein Lernfach, sondern eine Haltung, die im täglichen Miteinander wächst – durch Respekt, Beteiligung, Offenheit und Dialog. Der Kompetenztag zeigte eindrucksvoll, wie lebendig und engagiert die pädagogischen Fachkräfte im Verband dieses Thema anpacken. Oder, wie es eine Teilnehmerin formulierte: „Demokratie üben wir jeden Tag – wenn wir Kindern zuhören, sie ernst nehmen und ihnen zutrauen, selbst Entscheidungen zu treffen.“

Simon Laufer, Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Bremervörde-Zeven