Kalender

Foto: Sassi / www.pixelio.de

Volle Konzentration auf den Kirchenkreis

Nachricht 05. März 2024

Die Synode des Kirchenkreises Bremervörde-Zeven beschließt Ausweitung der Superintendenten-Stelle

Selsingen (28.02.2024) – Die Anforderungen an Superintendenten in der Evangelischen Landeskirche haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Darauf reagierte die Synode im Kirchenkreis Bremervörde-Zeven mit der Ausweitung der Superintendenten-Stelle von 75% auf 100%. Der bisherige Gemeindeanteil von 25% in der Kirchengemeinde St. Liborius entfällt damit – weshalb die Entscheidung von den Synodalen intensiv diskutiert wurde.

Neue Anforderungen an Superintendenten
Den Hintergrund der Veränderung erläuterten Pastor Andreas Hannemann als Vorsitzender des Stellenplanungs- und Finanzausschusses und Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy. In den letzten Jahren sei die Anforderung an die Leitung der Kirchenkreise stark gestiegen, so Brandy. „Viele Dinge, die früher in Hannover entschieden und vor Ort umgesetzt wurden, müssen jetzt auf Kirchenkreisebene vorbereitet, bedacht und entschieden werden, von Finanzen über Personal bis zu Strukturen“, so Brandy. „Die Verantwortung und die Arbeitsbelastung sind größer geworden.“ Der Kirchenkreis sei groß, lebendig und anspruchsvoll. „Die Gemeinden und Mitarbeiter brauchen intensive Begleitung. Dazu kommen viele neue Themen wie etwa die Umsatzbesteuerung, das Klimaschutzgesetz, die Gebäudebedarfsplanung und das Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt.“

Andreas Hannemann betonte, dass er immer ein Anhänger der Verbindung von Gemeindepfarramt und Superintendentur war. „Aber ich glaube, es wird nicht mehr anders gehen.“ Der Kirchenkreis breche damit wie viele andere auch mit einer langen Tradition. Besonders schmerzhaft sei das für die Kirchengemeinde St. Liborius. „So wie es ist, kann der Superintendent jedoch beiden Bereichen nicht vollständig gerecht werden.“ Hannemann wie auch andere Redner betonten, dass die Pfarrstelle in Bremervörde nicht gekürzt werde, sondern zeitnah neu besetzt werden soll. Schon seit Sommer habe es mehrere Gesprächsrunden gegeben, um den Prozess gemeinsam mit den Bremervörder Gemeinden zu gestalten.

Deutliche Mehrheit für die Entscheidung
Der Vorsitzende des Kirchenvorstands von St. Liborius, Karsten Thomsen, sprach sich gegen den neuen Stellenzuschnitt aus. Der Wahlausschuss habe sich bewusst noch vor zwei Jahren dafür entschieden, die kombinierte Stelle beizubehalten. St. Liborius habe einen Pastor mitgewählt, den sie nun verliere. Zudem habe sich die Kirchengemeinde nicht ausreichend in den Entscheidungsprozess eingebunden gefühlt. Insgesamt sieben Synodale stimmten gegen den Beschluss, drei enthielten sich und eine Mehrheit von 40 Stimmen votierte für die Änderung.

Damit wird Carsten Stock ab 1. April die 100%-Stelle als Superintendent innehaben. In St. Liborius wird er weiterhin einen Gottesdienst im Monat halten. So soll die Verbindung zur pastoralen Tätigkeit dauerhaft erhalten bleiben.

„Tief betroffen und traurig über das Leid“
Zu Beginn der Tagung bedankte sich Superintendent Carsten Stock bei den Synodalen für ihr Engagement in der bald zu Ende gehenden fünfjährigen Wahlperiode. „Sie haben mit Ihren Beschlüssen dazu beigetragen, gute Rahmenbedingungen für kirchliches, gemeindliches und diakonisches Leben im KKBZ zu schaffen. Diese Rahmenbedingungen sollen dazu beitragen, dass Menschen im Glauben an Jesus Christus gestärkt und Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in Not geraten sind, begleitet und gefördert werden.“ Besonders ging er auf die ForuM-Studie zu sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche ein. „Wie viele andere bin ich bin persönlich bestürzt, tief betroffen und traurig darüber, was durch die ForuM-Studie an erlittenem Leid ans Tageslicht getreten ist.“

Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen seien vor allem Orte des Vertrauens. „Dass Vertrauen insbesondere von Schutzbefohlenen missbraucht wurde, ist ein Skandal – genauso wie die in weiten Teilen fehlende und viel zu schleppende Aufarbeitung innerhalb der evangelischen Kirche. Das ist nicht zu tolerieren und muss anders werden.“ Deshalb sei es allerhöchste Zeit und „ein Herzensanliegen“, dass der Kirchenkreis jetzt ein Schutzkonzept zur Prävention gegen sexualisierte Gewalt beschließe.

Die Umsetzung des Schutzkonzepts ist das Entscheidende
Gemeinsam mit einer Steuerungsgruppe stellte Carsten Stock dieses neue Schutzkonzept vor, dass in den nächsten Monaten durch Schulungen den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern nahe gebracht werden soll. „Die Umsetzung ist das Entscheidende“, so Carsten Stock. „Der Schutz uns anvertrauter Menschen muss höchste Priorität haben. Das ergibt sich nicht nur aus den erschreckenden Ergebnissen der ForuM-Studie, sondern aus unserem Glauben und dem sich daraus ergebenden Menschenbild. Jeder und jede ist ein Geschöpf Gottes, dessen Freiheit und Würde unbedingt zu schützen ist.“

Am Anfang der Synodentagung war der stellvertretende Superintendent Manfred Thoden auf die Situation der Evangelischen Kirche eingegangen, die häufig von negativen Nachrichten geprägt sei. Die Kirche solle sich in Krisenzeiten mehr denn je auf ihren wesentlichen Auftrag konzentrieren. „Dieser Auftrag ist die Botschaft von Christus: Das, was Gott durch Jesus Christus für uns getan hat und was wir mit ihm tun können – vor allem für unsere Mitmenschen.“ Keine Strukturreform und keine neue Kampagne würden die Kirche retten, sondern die Konzentration auf diesen Kern. 

Ostern schafft Hoffnung
Diese Botschaft verstärkte Superintendent Carsten Stock mit dem Verweis auf Ostern: „Ich möchte weniger jammern und weniger schimpfen auf das, was nicht oder nicht gut läuft. Von der Hoffnung des Glaubens möchte ich sprechen. Wir gehen auf Ostern zu und ab übermorgen begleitet uns der Monatsspruch (Mk 16,6): ‚Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.‘ Jesus hat den Tod und alle lebensfeindlichen Mächte besiegt. Das macht Mut, schenkt Hoffnung. Davon möchte ich erzählen – und gleichzeitig allen Tendenzen entschieden entgegentreten, die Leben verneinen und Menschen verachten.“